Das Weihnachtsblitzturnier brachte spannende Duelle und witzigen Plausch – ein Bericht aus Sicht des Turniersiegers
Wenn bei der Weihnachtsfeier ein Blitzturnier ausgerufen wird, kann man schlecht nein sagen. Old School Fünf Null, also mit Flaggen! Einigen, wie Ulf oder Spielern aus der Zweiten, gelang die Flucht. Jupp hingegen nicht. Auch René war dabei (so konnte ich erleben, wie er Clemens R. mit 15 Sekunden auf der Uhr auf Zeit (und ich glaube auch auf Stellung) besiegte. Und ja, ich habe gewonnen, aber während des Turniers hieß die Devise: von Runde zu Runde denken.
Erik besiegt den Titanen
Es begann ganz gut gegen GM Michael R., der leider nicht eine prinzipielle Variante gewählt hatte, über die wir schon im Vorfeld bei der Mannschaftsblitz-Meisterschaft gesprochen hatten. Oder es war ein Fingerfehler, aber so kam Schwarz leider nicht richtig ins Spiel. In der ersten Hälfte war Jupp sehr gut dabei, der Don machte die Tabelle und besorgte das Trashtalking. Einige konnten das Turnier nicht bis zum Schluss durchziehen, deshalb sprang der Chef persönlich ein, und es setzte eine Null für mich. Doch auch der Chef-Blitzer fiel – Erik zwang ihn mit fünf Sekunden zur Aufgabe. Alle schauten zu. Eine bemerkenswerte Leistung!
Das kleine Trashtalk-Brevier
Kurz zum Trashtalk: Die Turnierleitung wollte dazu animieren, aber es gibt verschiedene Styles: Während die einen das als kleine freundschaftliche Leberhaken verstehen oder das zum Imponieren oder als Dominanzgeste sehen, gefällt mir es beim Spielen viel besser, wenn ich tatsächlich sagen kann, wenn mir nichts einfällt oder konkret meine Pläne oder meine Einschätzung mitteile. So wie “Jetzt fällt mir nichts ein.” oder vor der geplanten Springerroute Sd2-c4-e3-d5 des Gegners sagen muss: “Hm, das kann ich nicht verhindern.” oder “Wie wäre es mit b3 für dich?” oder “…und der hier ist vergiftet?” oder “Von diesem Old-School-Spanier habe ich echt überhaupt keine Ahnung” (und das stimmt wirklich). Aber wenn dann ein Umschwenken kommt, sitzt das auch häufig. Zum Beispiel “aber jetzt komme ich dich holen.”
Zurück zum Turnier: Gegen René lief es rund, aber er kämpfte sich wirklich erstaunlich gut zurück, nachdem er eine Qualität geben musste. Sein Kampfgeist wurde belohnt und er gewann das Material sogar sehr trickreich zurück, musste dafür aber passiv bleiben. Das kostete alles Zeit, aber ich bot Remis an, als er noch 22 Sekunden hatte – für mich nicht schwer zu entscheiden. Laurin hatte sich übrigens in ähnlicher Situation gegen René genauso entschieden.
Schach für Tiger
Ich kann mich noch an die Norddeutsche Blitz-Einzelmeisterschaft 2012 in Hamburg erinnern (wo mich Dennes Abel mit “was machst du denn hier?” begrüßt hatte), als René mit Schwarz gegen einen Teilnehmer mit einer strategischen Gewinnstellung aus der Eröffnung kam. Allerdings hatte er die Zeit vergessen (damals war es noch 5+0) und ihm blieben noch etwa zwanzig Sekunden. Erst ein Figurenpaar wurde getauscht und die Initiative war zwar da, aber die Partie musste erst noch gewonnen werden. Um es abzukürzen: Er zog einfach immer sofort und gewann. Nach der Partie wandte ich mich an ihn und meinte, wie beeindruckend ich das fand, dass er mit einer Viertelminute die Kuh vom Eis geholt habe. Seine lakonische Antwort: Wenn er in Gewinnstellung nur noch zwölf Sekunden behalte, dann habe er einfach schlecht gespielt ( → Link zum Bericht bei den Schachfreunden von 2012).
Beachtlich hatte sich auch der Neu-Tegeler Nikita geschlagen (Jahrgang 2011). Ich hatte das Glück, dass er noch nichts von den versteckten Optionen des Lxh7-Einschlags in Semi-Tarrasch-Strukturen wusste – aber jetzt brauche ich neue Tricks, denn den kennt er jetzt schon.
Botvinnik’s Pawn Roller
Clemens R. hatte keinen guten Tag erwischt und musste sich vom Tabellenschreiber einiges anhören (wir anderen aber auch) – wir hatten eine Struktur wie bei Botwinnik-Capablanca 1938 (Link zu Chessgames.com), ich war zum Glück Botwinnik, denn diese Seite ist beim Blitzen viel leichter zu spielen (also genau richtig für mich). Zentrum kam dann ins Rollen. Punkt. Eine gute Modellpartie für Schwarz ist aber die neunte WM-Partie von Anand gegen Carlsen von 2013 , die der Norweger sehenswert gewann ( → Link zu Chessgames.com).
Fokussierung: Prio 1
Zugestandenermaßen hatte ich am meisten Fracksausen vor den Partien gegen Jahnz und Jahnz. In beiden hatte ich Schwarz. Zwei sizilianische Nebenvarianten mit Spanisch-Flavour. Laurin und ich kamen in der Schlussrunde zum Duell – der frischgebackene Berliner U16-Blitzmeister hatte mehr als klar gemacht, dass ein Remis nicht in Frage kommt: richtig so!
Abschlusstabelle: icke, Laurin und René! Für mich war das natürlich ein besonderes Ergebnis, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Aber besonders durch Ulfs Präsenz fühlte ich mich besonders motiviert. Vielen Dank dafür!